Die familiären Lebensverhältnisse, unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, sind wichtige kulturelle und soziale Ressourcen, die Bildungswege zwar nicht vom Kindergarten an festlegen, wohl aber mehr oder weniger anbahnen können. Soziale Lebensverhältnisse kovariieren mit Bildungsaspirationen, Bildungsbeteiligung, den erbrachten Schulleistungen und Bildungsabschlüssen und schließlich auch mit Lebensplänen und Lebenschancen. Über alle Sozialschichten hinweg sind jedoch die Erwartungen, die Eltern an den Bildungsabschluss ihrer Kinder haben, in den letzten fünf Jahrzehnten auch in Deutschland gestiegen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich der mittlere Abschluss und die Hochschulreife zu gleich prominenten Wünschen entwickelt. Nach den Befunden von Kanders (2000) streben unter den Eltern mit schulpflichtigen Kindern 43 Prozent den Realschulabschluss und 44 Prozent die Hochschulreife für ihre Töchter oder Söhne an. Die faktische Bildungsbeteiligung bleibt hinter diesen elterlichen Aspirationen noch deutlich zurück; sie ist ihnen aber im Zeitablauf systematisch gefolgt. Kein anderer Prozess war für die Entwicklung des Schulsystems in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in ähnlicher Weise strukturbestimmend wie die Expansion der weiterführenden Bildungsgänge.
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Baumert, J., & Schümer, G. (2002). Familiäre Lebensverhältnisse, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb im nationalen Vergleich. In PISA 2000 — Die Länder der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich (pp. 159–202). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11042-2_6
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