Evaluationsforschung. Parameter und Auswirkungen für die Gesellschaft

  • Heitmeyer W
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1 Die Rahmung: Worum geht es? Eine Zwischenbilanz zu Beobachtungen von gesellschaftlichen Entwicklungen, politischen Programmentscheidungen und Evaluationsansätzen lässt die nicht überraschende Feststellung zu, dass die Bedarfe an Evaluationsstudien zunehmen und deshalb Evaluationsforschung zur Produktion evidenzbasierten Wissens eine Zukunftsbranche ist. Die Bedarfe sind meist durch staatliche Institutionen initi-iert und die Effekte kommen der Forschung zugute. Es werden Konzepte entwi-ckelt und nicht zuletzt auch Stellen geschaffen. Die offene und weitgehend unterbelichtete Frage ist: Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für die Gesellschaft bzw. fokussierter: für öffentliche Diskurse, für Akteursgruppen und Institutionen? Deshalb muss grundsätzlich darüber nachgedacht werden, was es für eine Gesellschaft bedeutet, wenn alle größeren Anstrengungen zur Sicherung ihrer Werte und Normen wie u. a. Men-schenwürde, Gleichwertigkeit oder psychische und physische Unversehrtheit einem Evaluationsprozess unterworfen werden. Bedeutet dies einen weiteren Rationalitätsschub für die Gesellschaft und wenn ja, wie ist der zu bewerten? Dies ist umso wichtiger, weil Werte und Normen immer auch emotional besetzt sind und zugleich Begriffe der modernen Gesellschaft wie " Fortschritt " , " Re-form " oder " Nachhaltigkeit " inzwischen völlig entleert und z. T. auch als Bedro-hung aufgefasst werden. Die Frage nach Auswirkungen von Evaluationen auf die Gesellschaft, also auf Diskurse, Akteursgruppen und Institutionen kann in unterschiedlichen Set-tings diskutiert werden. Da das Feld bisher wenig ausgeleuchtet ist, wird diese Fragestellung aufgespannt zwischen den Ambitionen zu steigenden rationalen bzw. technologischen Steuerungskalkülen und den politisch motivierten brem-senden Kontrollstilen. R. Strobl et al. (Hrsg.), Evaluation von Programmen und Projekten für eine demokratische Kultur, DOI 10.1007/978-3-531-19009-9_10, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 222 Wilhelm Heitmeyer 2 Ziele von Evaluationen Reinhard Stockmann (2010) ist optimistisch, durch Evaluationsforschung die Verstärkung rationaler Entscheidungen in einer pluralen modernen Welt zu er-reichen, um Aufklärung zu betreiben und gesellschaftliche Selbstreflexion sowie verbesserte Steuerungskapazitäten zu entwickeln. Soweit die Zielvorstellungen und die normative Rahmung. Das ist eine Blickrichtung, die kritisch betrachtet werden soll. Dies soll nicht im Sinne einer " Abrechnung " mit Evaluationsfor-schung geschehen, sondern im Sinne der Reflexionsfähigkeit von Evaluationsfor-schung über sich selbst, weil Evaluationsforschung unverzichtbar ist. Es ist aber zu fragen, ob technokratische wie politisch-instrumentalisierte Fallen aufgestellt sind. Wie sehen diese aus und wie sind sie zu umgehen? Dazu sollen zunächst einige grundsätzliche Überlegungen angestellt wer-den. Evaluationsforschung soll – so die schon erwähnte optimistische Sichtweise – zur Verstärkung rationaler, effektiver Programmentscheidungen beitragen. " Ziel ist es demnach, qua rationaler und objektiver Kriterien das Bessere vom Schlechteren zu unterscheiden, knappe Ressourcen effizienter einzusetzen, Leistun-gen zu messen, zu vergleichen und Transparenz herzustellen. Daran sind auch politi-sche Hoffnungen auf 'Demokratisierung von Kontrolle' geknüpft und Evaluation wird in diesem Sinne als ein Mittel der Aufklärung erachtet. " (Höhne 2006: 197)

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Heitmeyer, W. (2012). Evaluationsforschung. Parameter und Auswirkungen für die Gesellschaft. In Evaluation von Programmen und Projekten für eine demokratische Kultur (pp. 221–231). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19009-9_10

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