Lehrkräfte machen sich im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit vielfältige Gedanken, ein alltägliches Phänomen, das zunächst trivial erscheinen mag. Allerdings sind Denkprozesse und Wissensstrukturen von Lehrkräften etwa seit Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zunehmend von Interesse geworden, nicht nur für die Unterrichts-, Lehr- und Lernforschung, sondern auch für die Unterrichtspraxis selber, für die Lehreraus- und-fortbildung wie auch für die persönliche Entwicklung von Lehrkräften im Laufe ihres beruflichen Lebens. Im Zuge der viel zitierten „Kognitiven Wende“ in der Psychologie bzw. der Entwicklung einer interdisziplinären „cognitive science“ setzte sich die Erkenntnis durch, dass Unterschiede im Lehrerhandeln und im Lehrerfolg nicht allein über Beobachtung des Lehrerverhaltens und seiner Kontextbedingungen aufklärbar sind, sondern dass bestimmten Überlegungen einer Lehrkraft vor, während und nach Handlungen und Entscheidungen dabei eine wichtige Rolle zukommt. Unter verschiedenen Bezeichnungen und Fragerichtungen wurde so das Denken von Lehrkräften zum zentralen Gegenstand (vgl. Anderson 1995): Varianten des Oberbegriffs „Lehrerkognitionen“ sind v.a. Lehrerwissen („teachers’ knowledge“), Überzeugungen („teachers’ belief systems“), Lehrererwartungen („teachers’ expectations“), Subjektive Theorien („implicit theories“) und andere mehr.
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Dann, H.-D., & Haag, L. (2017). Lehrerkognitionen und Handlungsentscheidungen. In Lehrer-Schüler-Interaktion (pp. 89–120). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15083-9_4
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