Zusammenfassung Wenn es um die Erklärung des vergleichsweise geringen Bildungserfolgs zu-mindest einiger Migrantengruppen und ihrer Nachkommen geht, wird häufi g auf mögliche Prozesse ethnischer Diskriminierung verwiesen. Zwei Positionen haben sich diesbezüglich herauskristallisiert: Vertreter eines eng gefassten Verständnisses von individueller Diskriminierung fokussieren in erster Linie diskriminierendes Handeln individueller Akteure, vor allem der Lehrerinnen und Lehrer, schreiben diesem aber eine allenfalls geringe Erklärungskraft bei der Entstehung und Stabilisierung ethnischer Bildungsungleichheiten zu. Anhänger eines weiter gefassten Verständnisses gehen von institutioneller Diskriminierung aus und problematisieren vor allem die Struktur des Bildungssystems und viele dort etablierte Praktiken. Beide Positionen stehen weitgehend unverbunden nebeneinander und beschreiben unterschiedliche theoretisch mögliche Mecha-nismen ethnischer Diskriminierung, die hier zunächst systematisch dargestellt werden. Im Anschluss folgt ein Überblick über die vorhandenen empirischen Befunde. Die Bedeutung möglicher diskriminierender Mechanismen auf den Bildungserfolg wird an unterschiedlichen Stufen des Bildungsprozesses (Kompe-tenzen, Noten, Übergänge) abgehandelt. Darauf aufb auend werden die Vor-und Nachteile eines eng beziehungsweise weiter gefassten Diskriminierungsbegriff s diskutiert und auf Lücken in der entsprechenden empirischen Forschung hin-gewiesen.
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Diehl, C., & Fick, P. (2016). Ethnische Diskriminierung im deutschen Bildungssystem. In Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf (pp. 243–286). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04322-3_6