Chancen und Risiken der Internationalisierung aus Sicht des Standortes Deutschland

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1 Der Internationalisierung kann sich kein Wirtschafts-standort und kein Unternehmen mehr entziehen Eines der Stichworte für die Veränderungen, welche die Weltwirtschaft seit etwa einer Dekade durchläuft, heißt Internationalisierung. Mit großer Selbstverständ-lichkeit hat sich eine globale Arbeitsteilung etabliert, die es zum Beispiel einem koreanischen Autohersteller erlaubt, sich bei der Entwicklung eines neuen Sport-wagens die Finanzierung aus Japan, das Design aus Italien, Motor und Getriebe aus Deutschland zu holen; zusammengebaut wird der Wagen in England mit lohn-intensiven Schlüsselkomponenten aus Korea und elektronischen Einrichtungen, die in den USA entwickelt und in Taiwan gefertigt werden. Die Zeit der geschützten Märkte mit jeweils spezifischen Preisen ist endgül-tig vorbei, und sie wird auch nicht wiederkehren. Darauf muß sich die deutsche Wirtschaft einstellen. Was früher einzelne Staaten waren, die über mehr oder minder intensive, bi-oder multilaterale Beziehungen verfügten, wächst inzwischen zu einem System vernetzter, interdependenter Volkswirtschaften zusammen. Märkte und Produktion in verschiedenen Ländern werden immer mehr vonein-ander abhängig -dank der Dynamik des Handels mit Gütern und Dienstleistun-gen und durch die Bewegungen von Kapital und Technologie.i.Die Weltwird eine einzige große Einkaufspassage. in der die Unternehmer sich aussuchen können, was sie gerade brauchen", hat die Harvard-Professorin Rosabeth Moss Kanter schon Mitte der ooer Jahre die Situation beschrieben. Seit 1950 ist das Weltsozialprodukt mit einer Jahresrate von durchschnittlich 3,8 % gewachsen, der Welthandel jedoch mit über 9,5 %. Auch im jährlichen Durchschnitt der ooer Jahre legte der Welthandel um 6,3 % zu, das Weltsozial-produkt erreichte weniger als ein Drittel dieses Wachstums . Die Summe, die Un-ternehmer jährlich im Ausland investieren (Foreign Direct Investments = FDI), lag 1998 bei 649 Mrd. US-$, zweieinhalb mal mehr als 1990 (243 Mrd. US-$) (vgl. Abb.r). Die wesentlichste Triebkraft der Umwälzung ist die politische Öffnung der ge-samten Welt. War der Wettbewerb innerhalb der Triade bis zum Ende der Boer Jahre relativ friedlich, da er von einem gemeinsamen Interesse -der Blockbil-dung gegen die Sowjetunion -geleitet war, so haben die jüngsten historischen Ereignisse dazu geführt, daß zahlreiche weitere Volkswirtschaften am internatio-nalen Wettbewerb teilnehmen. China ist auf den Weltmarkt getreten, die latein-amerikanischen Wirtschaften haben sich geöffnet, und die mittel-und osteuro-päischen Wirtschaften üben eine starke Kostenkonkurrenz auf Westeuropa und U. Krystek et al., Handbuch Internationalisierung © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2002 22 R. Berger insbesondere Deutschland aus. Insgesamt sind drei Milliarden Menschen, die Häl-fte der Weltbevölkerung, als neue Teilnehmer -Kunden, aber auch Konkurren-ten -auf den globalen Märkten. Diese politisch-historischen Vorgänge erfolgten parallel zur Ausbildung gro-ßer Binnenmärkte in den westlichen und asiatischen Regionen, durch die harmo-nisierte Wettbewerbsbedingungen entstehen. Eine maßgebliche Rolle bei der In-tegration von Wirtschaftsräumen spielte auch die Deregulierung sowie die Libe-ralisierung der Kapitalmärkte. War früher der Kapitalverkehr zwischen vielen Wirtschaftsräumen abgeschlossen, ist er heute praktisch frei. Nationalstaaten wer-den zu "Wirten", die das mobile Kapital durch günstige Rahmenbedingungen über die Schwelle des eigenen Landes locken müssen. Zu all dem tritt der technologi-sche Fortschritt, der durch die Entwicklungen in den Informationstechnologien die Mobilität von Know-how und die Möglichkeiten der Produktivitätssteigerung in zuvor ungekannter Weise beschleunigt hat. Die Internationalisierung ist eine Herausforderung für Unternehmen und für die Politik. Jeder fundamentale Wandel beinhaltet zur gleichen Zeit Chancen wie auch Risiken. Es gilt, jetzt die Weichen zu stellen, um auch künftig noch an der Weltspitze zu sein. Die Aufgabe der Politik heißt, die anhaltenden Wettbewerbs-nachteile des Standortes Deutschland zu reduzieren. Für die Unternehmen lautet die Aufgabe, sich in Kosten, Qualität und Effizienz den Vorgaben anzupassen, die vom globalen Markt gegeben werden. Beide gemeinsam -Politik und Unterneh-men -müssen darüber hinaus eine Innovations-Offensive starten. Nur durch sie wird sich Deutschland seinen Platz an der Weltspitze dauerhaft sichern können, da nach Innovationen keine Marktsättigung eintritt, sondern potentiell Übernach-frage besteht, die ihrerseits die Basis für hohe Löhne und damit den Wohlstand entwickelter Industrienationen bildet. 291 Weltexporte ~

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Berger, R. (1997). Chancen und Risiken der Internationalisierung aus Sicht des Standortes Deutschland. In Internationalisierung (pp. 19–33). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97957-6_2

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