Soziologische Geschlechterforschung: Umrisse eines Forschungsprogramms

  • Riegraf B
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Die Forschungen zur Kategorie „Geschlecht“ zeichnen sich von Beginn an durch zwei zentrale Merkmale aus (vgl. Casale/Rendtorff 2008; Althoff/Bereswill/Riegraf 2001; Hark 2005; Bührmann/Diezinger/Metz-Göckel 2000; Brück u.a. 1992): Zum einen geht es darum, die Entstehung und Bedeutung von Geschlechterverhältnissen in Gesellschaft und Wissenschaft aufzudecken und ihre Relevanz wissenschaftlich beschreibbar und erklärbar zu machen. Herausgearbeitet werden sollte die Bedeutung „von Geschlechterdiskursen und Geschlechterverhältnissen im Konstitutionsprozess der modernen Gesellschaft“ (Becker- Schmidt/Knapp 2000: 9). Damit war auch die immense Aufgabe verbunden, das dominante wissenschaftliche Wissen auf seinen Geschlechterbias hin zu überprüfen und diesen zu korrigieren. Schließlich mussten erst einmal „Breschen in die Konstruktionen männlicher Weltanschauung“ (ebd.: 14) geschlagen werden, um sich den Freiraum für eigenständige wissenschaftliche Argumentationen, Perspektiven und Konzeptionen zu schaffen. Erkenntnis- und Wissenschaftskritik wurden zu einem zentralen Arbeitsschwerpunkt in dem sich etablierenden Wissenschaftsfeld. Zum anderen problematisierte die Geschlechterforschung wie kaum ein anderer Wissenschaftszweig die eigenen Erkenntniskategorien in (selbst) reflexiven Denkbewegungen immer wieder neu. Die konsequente Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Prämissen blieb institutionell nicht ohne Folgen: Umbenennungen, wie die von der „Frauenforschung“ zur „Frauen- und Geschlechterforschung “ oder einfach nur „Geschlechterforschung“, „Genderforschung“ oder „Gender Studies“ sind Ausdruck dieses permanenten Selbstverständigungsprozesses „über den Fokus und die Perspektiven der eigenen Forschungsarbeiten“ (Casale/Rendtorff 2008: 10). Mit einer historisch-chronologischen Perspektive im Sinne eines „vorher“ - „nachher“ kann diese Entwicklung allerdings nicht angemessen erfasst werden. Sie spiegelt konzeptionelle Ausar beitungen der Erkenntniskategorie „Geschlecht“ und auch Ausdifferenzierungs- Prozesse in den theoretischen Positionen und Perspektiven wider.

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Riegraf, B. (2010). Soziologische Geschlechterforschung: Umrisse eines Forschungsprogramms. In Soziologische Geschlechterforschung (pp. 15–32). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92045-0_2

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