Was ist psychologische Bildungsforschung und welche Beiträge liefert sie für ein Verständnis von individueller Bildung und institutionellem Bildungswesen? In diesem Beitrag wird darge stellt, dass es sich bei der Psychologie um eine zentrale Grundlagenwissenschaft der Bildungs forschung handelt. Einleitend wird der Begriff der psychologischen Bildungsforschung erläu tert. Anschließend werden Aspekte von Persönlichkeit als Gegenstände von Bildung diskutiert; und im dritten Abschnitt wird auf psychologische Perspektiven zum Erwerb von Bildung und zu Bildungswirkungen von UntelTicht und sozialen Umwelten eingegangen. In einem kurzen Ausblick werden Desiderata für zukünftige Bildungsforschung skizziert. 1 Was ist psychologische Bitdungsforschung? Eine Klärung des Begriffs der psychologischen Bildungsforschung setzt die Beschäftigung mit den Begriffen "Psychologie" und "Bildung" voraus. Gegenstand der Psychologie sind Erleben und Verhalten des Menschen. Traditionell werden hierzu alle psychischen Grundfunktionen ge rechnet. also insbesondere Wahrnehmung. Kognition. Emotion und Motivation/Volition; hinzu kommt das beobachtbare Verhalten (einführend Pawlik 2006). Unterschiedliche Teildisziplinen der Psychologie betrachten Erleben und Verhalten aus je weils spezifischen Perspektiven. Was die Grundlagenfächer der Psychologie anbelangt, so be schäftigt sich die Allgemeine Psychologie mit allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens (z.B. Informationsverarbeitung), die Sozialpsychologie mit Erleben und Verhal ten von Individuen in Gruppen, die EntH'ickllllzgspsycllOlogie mit der Entwicklung von Erleben und Verhalten über die Lebensspanne, die Differentielle Psychologie mit intra-und interindi viduellen Unterschieden im Erleben und Verhalten und die Biologische Psychologie in ihren Unterdisziplinen (z.B. Psychophysiologie, Neuropsychologie) u.a. mit neuroanatomischen und physiologischen Korrelaten von Erleben und Verhalten. Obwohl in den Anwendungsfächern der Psychologie ebenfalls Grundlagenforschung betrieben wird, spielt der Anwendungsaspekt dort in der Regel eine größere Rolle als in den Grundlagendisziplinen. Die klinische Psvc!zo logie beschäftigt sich mit Störungen im Erleben und Verhalten, die Pädagogische Psychologie mit Erleben und Verhalten im Kontext von Lernen, Lehren, Erziehung und Sozialisation und die Arbeits-. (Betriebs-) lind Ol�r.;allis(/(ionspsyclzologie mit Erleben und Verhalten in Unter nehmen und Organisationen. Zum Teil lassen sich die einzelnen Disziplinen der Psychologie nicht klar trennen. Analysen zu interindivicluellen Unterschieden in der Lern-und Leistungs entwicklung verbinden beispielsweise Perspektiven der Differentiellen, der Entwicklungs-und der Pädagogischen Psychologie.
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Götz, T., Frenzel, A. C., & Pekrun, R. (2010). Psychologische Bildungsforschung. In Handbuch Bildungsforschung (pp. 71–91). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92015-3_4
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