“Fassungslos müssen die Journalisten schon nach der ersten Prognose bekannt geben, dass die NPD aller Voraussicht nach die Fünfprozenthürde meistern könnte. Erstmalig in der Nachkriegsgeschichte würde damit eine nationale Partei in den Berliner Reichstag einziehen. Für den gesamten Abend gäbe es nur ein Thema, und die einzige Frage wäre: Wer traut sich als erster, ein Interview mit einem Nationaldemokraten zu führen? Der Einzug der NPD würde dem Machtkartell in Berlin größte Schmerzen verursachen, denn die Zeiten eines Parlamentes ohne wirkungsvolle Kontrolle wären endgültig vorbei. Dann müsste man ein vernehmbares Nein befürchten, wenn wieder einmal die Interessen der Deutschen zu Markte getragen werden.“1 Dieser als nicht unrealistisch ausgegebene Wunschtraum blieb ein Alptraum. Allerdings wohnte der folgenden Vorhersage Voigts ein Gran Wahrheit inne: „Wir kämpfen nicht mehr um ein Wahlergebnis von 0,5% und wissen, dass alles möglich ist, wenn es uns gelingt, die vereinten nationalen Kräfte als die wirkliche politische Alternative darzustellen.“2 Zwar war „alles“ nicht möglich, doch musste die Partei mit 1,6 Prozent der Stimmen in der Tat nicht um die für die staatliche Teilfinanzierung erforderlichen 0,5 Prozent der Stimmen kämpfen.
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Jesse, E. (2008). Die rechtsextremistische Nationaldemokratische Partei Deutschlands vor und nach der Bundestagswahl 2005. In Die Parteien nach der Bundestagswahl 2005 (pp. 201–219). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90797-0_8
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