Die Durchsetzung der Profession als Selbstfindungsprojekt der Disziplin Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit ist das Projekt, mit dem Hans-Uwe Otto Anfang der 1970er Jahre mit programmatischen und analytischen Beiträ-gen zuerst auf sich aufmerksam machte (1971, 1972, 1973, 1976, Otto/Uter-mann 1971) und das er seitdem, in unterschiedlichen Schwerpunksetzungen und Aktualisierungen, aber mit anhaltend hohem Engagement verfolgt. Mit der kritischen Anwendung sozialwissenschaftlicher, vorwiegend soziologischer Pro-fessionstheorie und professionsbezogener Forschung auf den Fall der Sozialen Arbeit der Bundesrepublik Deutschland der 1970er Jahre hatten Hans-Uwe Otto und Kurt Utermann eine Diskussion eröffnet, die ein gutes Vierteljahr-hundert später immer noch recht lebhaft geführt und weitergeführt wurde (vgl. die Beiträge in Dewe/Ferchhoff/Radtke 1992 und Combe/Helsper 1996, Dewe/Otto 2002) und auch heute noch nicht verstummt ist (z.B. Becker-Lenz 2005, Nadai/Sommerfeld 2005, Langer 2005, Schnurr 2005, Dollinger 2007). Professionsbegriff und Professionalisierungsdebatte haben im Werk von Hans-Uwe Otto zweifellos einen besonderen Stellenwert. Die Beiträge, die er zur Entwicklung der Sozialen Arbeit in Deutschland und zur wissenschaftlichen Sozialarbeitsdiskussion geleistet hat, sind mit der kontinuierlichen Verfolgung des Postulats der Professionalisierung der Sozialen Arbeit eng verbunden. Es geht ihm dabei aber immer um mehr als um die Unterstützung des Professiona-lisierungsprozesses in der Sozialen Arbeit. Professionsbegriff und Professionali-sierungsdebatte sind von Anfang an zugleich auch Vehikel und Werkzeuge im Kontext eines übergreifenden Projekts einer gesellschaftswissenschaftlich be-gründeten und in gesellschaftspolitischen Grundpositionen verankerten Neube-stimmung und Neupositionierung der Sozialen Arbeit. Diese Neubestimmung orientiert sich am Ideal einer politischen Sozialen Arbeit, die als Profession und Disziplin einen Beitrag zur Humanisierung und Demokratisierung der Gesell-schaft leistet. Es lässt sich zeigen, dass Hans-Uwe Ottos Beiträge zur Auseinandersetzung mit der Professionalität der Sozialen Arbeit zu einem erheblichen Teil von drei miteinander verschränkten Intentionen angetrieben wurden und werden: stefan.schnurr@fhnw.ch
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Schnurr, S. (2008). Die Durchsetzung der Profession als Selbstfindungsprojekt der Disziplin-Hans-Uwe Otto und die Professionalisierungsdebatte in der Sozialen Arbeit. In Soziale Arbeit in Gesellschaft (pp. 147–161). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90960-8_17
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