Erving Goffman war ein überaus innovativer Soziologe, dessen herausragende Bedeutung als empirisch ausgerichteter Theoretiker erst nach seinem Tode 1982 voll erkannt wurde (vgl. Drew/Wooton 1988; Hettlage/Lenz 1991; Burns 1992; Maning 1992; Smith 2006; Raab 2008). Diese herausragende Bedeutung zeigt sich in einer breiten wissenschaftlichen Rezeption weit über die Grenzen der Soziologie hinaus. Einige seiner wichtigen Werke – darunter vor allem „Wir alle spielen Theater“ und die hier zu behandelnde Arbeit „Stigma“ – wurden und werden auch außerhalb der Wissenschaft mit großem Interesse aufgenommen. Goffman hat mit seinen Arbeiten ganz entscheidend zur „Alltagswende“ in der Soziologie und den angrenzenden Wissenschaften beigetragen. Im Zentrum seines Forschungsinteresses steht die unmittelbare soziale Interaktion, in der sich die Menschen direkt als Körper-Leib-Wesen begegnen und eine gemeinsame Wirklichkeit herzustellen versuchen. Dieser Bereich des zwischenmenschlichen Alltagslebens stellt für Goffman eine gesellschaftliche Wirklichkeit „sui generis“ dar, die zwar in einem Zusammenhang mit der übergeordneten Sozialstruktur und Kultur der Gesellschaft steht, die daraus aber nicht einfach abgeleitet werden kann und die deshalb einer gesonderten Erforschung bedarf.
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Goffman, E. (2016). Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. In Kriminologische Grundlagentexte (pp. 149–167). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06504-1_10
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